20.08.2002 bis 09.06.2007 --- 4500 Stunden --- 18000 Nieten --- ein Flugzeug
Willkommen auf der Seite RV8R.de!
Hier geht es um den Bau eines Flugzeuges der Firma Vans Aircraft, genauer gesagt um eine RV4. Kein Modell, nein, ein richtiges Flugzeug für 2 Personen. Als ich damals versucht habe, Informationen über so etwas zu bekommen, gab es praktisch nur englischsprachige Internetseiten. Aus diesem Grund habe ich diese Seite 2002 eingerichtet, noch bevor ich überhaupt mit dem Bau meines Flugzeuges begonnen hatte. Es sollte damals ein Art Informationsquelle für Erbauer in spe sowie ein Onlinetagebuch sein, das über den Baufortschritt meiner RV4 berichtet. Wie es dann immer so ist, wurde die Aktualisierung nicht so richtig konsequent umgesetzt, so das man denken konnte, das ich mittlerweile aufgegeben habe. Das Gegenteil war der Fall. Mittlerweile ist das Flugzeug fertig und hat schon 40 Stunden in der Luft verbracht. Es wurde also mal endlich Zeit, auch diese Seite auf den neuesten Stand zu bringen. Damals hatte ich mir ja Folgendes vorgenommen: Bauzeit unter 4 Jahren, Kosten maximal 30K€. Was ist daraus geworden? Die Bauzeit wurde nur geringfügig überschritten, war also ziemlich realistisch angenommen. Bedenkt man dabei, das ich fast genau doppelt so viele Stunden wie vom Hersteller angegeben gebraucht habe, war das schon eine beachtliche mittlere Tagesbauzeit von 3 Stunden während der gesamten Zeit! Die Kosten sind eine andere Sache, da hat's doch etwas mehr gekostet. Das ursprüngliche Ziel wäre aber auf jeden Fall machbar gewesen, ist aber wegen dieser Dinge nichts geworden: Einbau der Dynon EFIS und EMS, das war nie geplant. Im Rückblick aber eine gute Entscheidung, da diese Instrumente wirklich super funktionieren und eine Menge Information liefern. Mit analogen Uhren wäre das schon vom Platz her nichts geworden. Dann kam da noch der Mode-S Transponder, der ja auch nicht zwingend vorgeschrieben ist. Ohne das Ding wären aber so viele Lufträume tabu gewesen, das das Fliegen zu sehr eingeschränkt worden wäre. Dann kam noch das Intercom, fast alle Glasfaserteile wurden neu gekauft, Rückenflugschmierung und Schläuche und so weiter. Blöderweise ist man, je länger es dauert, desto weniger zu Kompromissen bereit. Da stellt sich irgendwann die Frage, ob das Ganze überhaupt Sinn macht. Wer denkt, durch den Selbstbau würde man günstig zu einem Flugzeug kommen, irrt! Kauf dir 'ne gebrauchte Cessna 152 und geh fliegen. Obwohl mein Bausatz gebraucht gekauft wurde und ich wirklich alles ausser der Endlackierung alleine gemacht habe, sind die Kosten doch beachtlich. Man könnte sich jetzt darauf hinausreden, das man ja das Teil irgendwann für gutes Geld verkaufen könnte, aber auch das ist Blödsinn. Eine sehr gute RV4 geht vielleicht für 80K weg, eine gute für 60 und eine so lala-RV für 40. Bei den -7 und -8 wird etwas mehr gezahlt, aber selbst Top of the line-Exemplare werden in den USA höchstens für 100.000$ verkauft, komplett mit Glasspanel und Constantspeed-Prop. Rechnet man nun ca 20000 für's Kit, 25.000 für den Motor, 5000 für den Propeller, 10.000 für die Instrumente, 5000 für Lack, 10.000 für Kleinkram, 5.000 allein für die deutsche Zulassung landet man schnell bei 80.000E. Also bekommt man bestenfalls das Material bezahlt, die Arbeitszeit war für lau. Also lieber eine gebrauchte RV kaufen? Auf jeden Fall besser als eine gebrauchte PA28 oder eine Katana, das steht fest. Für diejenigen, die das Bauen nur als notwendiges Übel ansehen ist das auf jeden Fall die bessere Alternative. So ein Flugzeug baut man nicht nebenbei. Der gesamte Tagesablauf wird völlig auf den Kopf gestellt. Alle Gedanken kreisen um den Flieger, das gesamte Geld geht dafür drauf, jede freie Minute wird dafür verwendet. Wer das nicht akzeptiert wird früher oder später scheitern. Ca 70% der angefangenen Selbstbauten ereilt dieses Schicksal. Wer sich hier vorher Gedanken macht, spart viel Geld, Zeit und Nerven, wenn er es lieber sein lässt. Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit, jemand Anderen mit den Bau zu beauftragen. Dann kostet der fertige Flieger zwar 50.000 Euro mehr, man hat aber im Vergleich zu industriell gefertigten Flugzeugen eine in allen Belangen überlegene Konstruktion, die trotzdem noch billiger war als ein Neuflugzeug. Verständlicher Weise werden solche "Möchtegernselbstbauer" von mir nicht für voll genommen und gehören mit Katzenscheisse beworfen. Richtig dämlich wird es, wenn ein RV9-Bauer dann auch noch damit prahlt, seine Kiste in 3 Monaten gebaut zu haben. Also 90 Tage mal sagen wir mal 10 Stunden macht 900, klappt ja auch nur bei einem Rentner auf Steroiden und ohne Frau, aber egal. Für wie doof halten diese Leute einen? Also, falls Euch so jemand über den Weg läuft: Vorsicht, alles heisse Luft. Es ist in keinem Fall Sinn und Zweck des Selbstbaues, den Karton in Litauen oder sonstwo zusammenbauen zu lassen. Man sägt den Ast ab, auf dem man sitzt, das ist diesen Blödmannsgehilfen natürlich völlig egal...Klar, wenn ich eher 2 linke Hände habe, ist es wohl besser als die totale Selbstüberschätzung, aber dafür gibt es ja Gebrauchtflugzeuge, oft nur 100 Stunden auf der Uhr und fast neuwertig. Die aktuellen Bausätze sind dem hier Beschriebenen sowieso um Lichtjahre voraus. Alle Löcher sind vorgebohrt, eine Helling ist nicht mehr nötig und es gibt sogar Quickbuilt-Kits, bei denen der Rumpf und die Flächen fix und fertig geliefert werden. Das spart viel Zeit, kostet aber natürlich auch viel Geld. Ein Blick ins Homeland der Selberbauer zeigt, wohin die "Ich ersetzte handwerkliches Können (oder Wollen..) durch Kohle"-Mentalität führen kann. Dort sind sogenannte Builder-Assist-Center wie Pilze aus dem Boden geschossen, die ganze Flugzeuge im Auftrag bauen. Der eigentliche Erbauer guckt nur ab und zu mal vorbei und kontrolliert, ob die illegalen Mexikaner auch vernünftige Arbeit abliefern. Die FAA hat mittlerweile natürlich Wind von der Sache bekommen, und wenn es ganz dumm läuft, ist schnell mal Schluss mit Selberbauen. Eine ganze Industrie zittert dort im Moment. Sich beim Bauen helfen zu lassen ist absolut in Ordnung und auch notwendig. Wenn mir mein Kumpel Pat nicht die grundsätzlichen Dinge gezeigt hätte, wäre die Qualität des fertigen Flugzeuges auch anders ausgefallen, das ist sicher. Schliesslich ist ja kaum jemand gelernter Metallflugzeugbauer oder Ähnliches. Wer aber sich seinen Flieger bauen lässt und sich als Erbauer darstellt, kauft auch das Bundesverdienstkreuz bei EBAY. So, das musste mal raus:o) Sorry, ziemlich viel über Geld geschrieben, aber das hat einen guten Grund: Das größte Geheimnis machen die Selbstbauer um die Kohle. Entweder haben sie unterwegs aufgehört zu rechnen, weil man es einfach gar nicht so genau wissen wollte (mein Fall), oder sie wollen es sich selbst nicht eingestehen, das der Hobel doch viiiel mehr verschlungen hat, als der Frau vorgerechnet wurde (zum Glück nicht mein Fall):o) Ich bin überzeugt, das 95% der Selbstbauer nicht wissen, auf was sie sich einlassen. Zum Glück, sonst würden ja nur die restlichen 5% überhaupt damit anfangen.....Aber der gesunde Mittelweg zwischen Wunschdenken und dem wirklichen Leben kann einige Fehlentscheidungen verhindern, daher diese vielen Zahlen. Übrigens bin ich auch nur ein popeliger Angestellter mit durchschnittlichem Verdienst. Es ist schon hinzubekommen, keine Angst! Aber ich bin vom Thema abgekommen.....also, warum bauen denn nun, obwohl wir ja festgestellt haben, das es finanziell totaler Blödsinn ist, trotzdem weltweit Tausende ihr eigenes Flugzeug? Sind die alle bescheuert? Im Prinzip ja! Mit rationalen Argumenten ist hier kein Blumenpott zu gewinnen, es muss etwas Anderes dahinterstecken. Klar, man bekommt ein aussergewöhnliches Flugzeug. Hier zitiere ich mal Thomas von seiner Homepage www.rv-4.de : --------------------- Wie schnell ist sie denn? Langsamer als eine Lanceair aber schneller
als eine Cessna ---------------------- ---------------------- -------------------- ------------------- ------------------- ------------------ Meine Zugabe: Was kostet sie denn? Mehr als Du dir je hättest träumen lassen aber weniger als ein durchschnittliches UL. ------------------ Zurück zur Frage: WARUM BAUT MAN SOWAS? Ganz einfach. Irgendeine Ecke im Gehirn hat beschlossen, das das wohl die ultimative Herausforderung darstellt und somit auch die ultimative Belohnung verspricht. Warum wollte Columbus den Seeweg nach Indien entdecken, warum ist Hillary auf den Mount Everest gestiegen und hat unter Bill gelegen und warum ist Angela Merkel Kanzlerin geworden? Aus genau dem selben Grund! Die Amis sagen: It's the most rewarding project in your life. Hier haben sie mal Recht. Viel Spaß beim Blättern! Bohlsen im Januar 2008 |