Belastungsversuch


So, als Ami würden wir nun also unserem Prüfer Bescheid sagen, der guckt sich das Kunstwerk noch mal an und stempelt die vorher besorgten 15$-Unterlagen ab. Dann müssten wir noch 25, maximal 40 Stunden alleine Löcher in die Luft bohren und das war's dann. Von nun an Alles: Nachtflug, IFR, egal, lass Krachen, Kumpel.

Mooooment!

Wie schreiben das Jahr 2007 im Land der Dichter und Denker. Ganze Heerscharen von Verwaltungshengsten in durchbrochenen Sandalen haben sich seitdem die ehemals führende Luftfahrtnation nach den 2. Weltkrieg wieder selber fliegen durfte das Hirn zermartert, wie in Zukunft der gemeine Steuerzahler:

a) - entweder sich bitteschön ein industriell gefertigtes, langweiliges und technisch überholtes Flugeisen zu kaufen habe

oder eben, und das wäre sowieso viel einfacher für alle Beteiligten, macht keinen Lärm und ist gesünder:

b) - am Boden bleibt.

 

Einige ewig Gestrige konnten damit anscheinend nicht leben, und begannen in dunklen Garagen an geheimen Flugapparaten zu werkeln. Dieser grundsätzlich verwerflichen Eigendynamik musste natürlich konsequent Einhalt geboten werden. Da die doch früher so gut funktionierende Internierung solcher Subjekte etwas in Verruf gekommen war, besann sich der deutsch Verwaltungsfachangestellte in gehobenem Dienst einer seiner größten Tugenden: Dem Verkomplizieren! Hier hatte man niemanden zu fürchten, hier hatte man Weltniveau. So wurde ein dem Laien kaum noch vermittelbares Netz an Vorschriften, Handlungsanweisungen, Verboten, Richtlinien und Paragrafen geschaffen, das es dem nicht Eingeweihten bald so erschiene, als wolle er eine Mondrakete bauen. Anscheinend gab es aber einige Personen, die entweder durch das Dichten und Denken nicht zu Reichtum und somit auch nicht zu Fluggerät kamen, oder der Klemm-Messerschmitt-Stachel saß noch zu tief, als das man sich ohne seelische Schmerzen einfach dem Fluggerät der Besatzer anheim geben wollte. In schummrigen Kellerwerkstätten entstand unter ständiger Gefahr für Leib und Leben das mittlerweile schon legendäre Propagandaflugzeug "Der kleine UHU", mit dem an der Staatsgewalt vorbei ganze Schulklassen im Handstreich genommen wurden. Es war ein verbissener Kampf, hier die verblendeten Aviatiker, dort die Verwaltungsarmee, die alsbald, gefördert von Drahtziehern im Hintergrund, ihren Scheckenstempel in Braunschweig errichteten. Hinter vorgehaltener Hand machte ein Name die Runde, der noch für Schrecken und Bestürzung sorgen sollte: Das Luftfahrt-Bekämpfungs-Amt, kurz LBA. Die versprengten Kampfzellen mussten ihre Kräfte bündeln, wollten sie nicht in einem aussichtslosen Partisanenkampf aufgerieben werden. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte: Die Staatsgewalt hatte sich einer Devise erinnert, die schliesslich zum Erfolg führen sollte: Kannst du deinen Feind nicht besiegen, verbrüdere dich mit ihm. Unter dieser Prämisse wurden gezielt Spione infiltriert, um die Gruppe der Aviatiker wieder steuerbar zu machen. Unbemerkt von Vielen wurden teils über Nacht Schaltstellen mit willfährigen Vasallen besetzt, uns so wendete sich das Blatt. Diese infame Intrige durchseuchte in kurzer Zeit den ehemals heldenhaften Haufen und verwandelte ihn in eine Ansammlung ferngesteuerter Geriatriker. Bekannt unter dem Namen "Ohne uns vergebens" oder kurz OUV arbeiten sie nun Hand in Hand mit dem ehemaligen Feind, nichts ahnend und voller Stolz auf das Geleistete. Sofern genügend Zivildienstleistende zur Verfügung stehen, trifft man sich auch heute noch jährlich Im Seniorenstift 'Zur letzten Niete' in Darmstadt zur Kranzniederlegung.

 

Naaa, schön gelacht??? Gut, dann mal zurück ins wirkliche Leben:

Also, auch wenn immer gemeckert wird, so wie oben beschrieben ist die Situation nun wirklich nicht. Man hört ja die dollsten Geschichten vom LBA und der OUV. Meine Erfahrungen mit dem LBA sind durchweg positiv, es wurde alles sehr schnell bearbeitet, die Mitarbeiter waren für Rückfragen telefonisch erreichbar, und, was ich das Tollste fand: Sie sind tatsächlich luftfahrtbegeistert. Hier möchte ganz besonders Herrn Düsing erwähnen, der in seiner ihm eigenen Art immer schnell und geradeheraus Auskunft gegeben und weitergeholfen hat. Wer hier was zu meckern hat, hat selbst was falsch gemacht.

Mit der OUV an sich gab es auch nie Schwierigkeiten. Die langen Laufzeiten der Gutachten sind, obwohl ich natürlich das Alter und den Arbeitsstau meines Prüfer kenne, gelinde gesagt verbesserungswürdig.

 

Aber nun zum eigentlichen Thema: Dem Belastungsversuch

 

Jedes in Deutschland zur Zulassung vorgesehene Flugzeug muß in einem Belastungsversuch unter Beweis stellen, das die errechnete Festigkeit auch gegeben ist. Normalerweise wird dabei das Flugzeug auf den Rücken gedreht und die Tragflächen werden mit Sandsäcken soweit beladen, bis sie der geforderten Belastung standgehalten haben.  Im Fall der RV4 sieht das Verfahren etwas anders aus. Hier wird das Flugzeug unter den Tragflächen aufgebockt, über dem Motor am Kippen gehindert und das Leitwerk mit Sandsäcken belastet. Was so harmlos klingt, bedeutet die Belastung des Höhenleitwerks mit 5 erwachsenen Männern, die sich da draufsetzen. Wer möchte das schon? Aber hier muss es sein. Durch den Versuchsaufbau werden auch auch im Bereich des Motorträgers Kräfte von ca. einer Tonne erreicht. Hier nun ein kurzer Bericht über diesen denkwürdigen Tag:

 


 

Versuchsaufbau von vorne.

 


 

Und von der Seite betrachtet.


 

Diese Stahlkonstruktion, mit der eigentlich unsere Segelflugpiste glatt gezogen wird, soll zusammen mit 2 Autos dafür sorgen, das das Flugzeug nicht von der Last runter gezogen wird.

Die ganze Testkonstruktion wurde von Thomas für seine D-EXTL (www.rv-4.de ) gebaut und wird nun von Einem zum Anderen weitergereicht. Besten Dank noch mal dafür!


 

Autos sind in Position, es geht los.


 

Die Räder sind frei.


 

Und jetzt Sandsäcke drauf, je 25 Kilo, viele Sandsäcke, 16 Stück, also 400 kg auf dem Höhenleitwerk. Man kann wirklich hören, wie sich das Flugzeug unter der Last quält, FÜRCHTERLICH!!!


 

Einen noch.


 

Noch einen.


 

Mein Freund Josef, mit dem ich das gleiche Spiel ein paar Wochen vorher mit seiner RV4 D-EJMD gemacht habe. Er kann meine bangen Blicke nur zu gut verstehen....


 

14 Säcke auf dem Höhenleitwerk und je Einer auf beiden Höhenrudern, das war's.


 

Normalerweise sind hier keine Beulen zu sehen, glatt wie ein Kinderpopo, aber bei maximaler Belastung beulte der Rumpf hier unten, aber nachdem die Last entfernt war, sah alles wieder so aus wie gewohnt.

Ich war jedenfalls erleichtert und glücklich, als es vorbei war!


 

Zwei glückliche Selbstbauer und ein glückliches, stabiles Flugzeug!